Nicht nur bei uns ist die Begeisterung für die Fleckviehzucht allgegenwärtig, sondern auch in unseren benachbarten Ländern in Europa. Es ist deshalb sinnvoll, sich zu Themen für eine konstruktive Zusammenarbeit und der Entwicklung und Anwendung neuer Methoden auszutauschen. Die europäische Exterieurgruppe trifft sich deshalb jährlich, um die Fleckviehzucht in den Ländern weiter zu harmonisieren, mit dem Ziel die Populationen möglichst zusammenzuführen.

Beim diesjährigen Treffen war erstmals die Slowakei Gastgeberland und sorgte sowohl für die Vorstellung der Fachbeiträge als auch bei den praktischen Übungen für beste Bedingungen. Als eine Art Grundinformation wurde über den Stand der Anwendung von FleckScore aus den Ländern berichtet. Dr. Krogmeier zeigte dazu richtungsweisend auf, wie sich die Bewertungsergebnisse in den Ländern der gemeinsamen Zuchtwertschätzung entwickelt haben. Die regelmäßigen Schulungen der Klassifizierer und die klar definierten Vorgaben bei der Anwendung von FleckScore haben in den letzten Jahren zu einer sehr guten Übereinstimmung zwischen den Partnern geführt. Dadurch ist die Voraussetzung für eine einheitliche Datengrundlage gewährleistet und der länderübergreifende Vererberaustausch ermöglicht verlässliche Zuchtwerte. Mit viel Engagement bereiten sich bereits weitere Länder auf den Beitritt in unser Zuchtwertschätzsystem vor.

Am Beispiel Euternote: Über die Jahre haben sich die Bewertungsergebnisse angenähert

Ziel der Exterieurbewertung ist es auch, immer wieder auch neue Merkmale auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen. Da der Bereich Klauengesundheit immer stärker in den Focus rückt, ist es überlegenswert, ob neben dem Merkmal Klauentracht auch noch weitere eine Zusatzinformation liefern. Über einen längeren Zeitraum wurde deshalb in Deutschland und Österreich der Klauenwinkel linear beschrieben. Die Ergebnisse, ausgewertet und vorgestellt von Dr. Krogmeier, zeigen aber nur eine geringe Erblichkeit auf. Außerdem besteht ein hoher Zusammenhang zu den Fundamentmerkmalen. Auf eine weitere Erfassung wird deshalb verzichtet.

Weitere Punkte waren Melkverhalten und Auswertungen zur Gesamtnote. Das Melkverhalten wurde neu definiert und wird in Deutschland und Österreich auf einer 4-stufigen Skala erfasst. Allen Ländern wurde eine Übernahme der Skala empfohlen, da in absehbarer Zeit eine Zuchtwertschätzung auf Melkverhalten zum Standard wird. Die aktuell noch nicht veröffentlichte Gesamtnote (GN) zeigt eine enge Beziehung zur Nutzungsdauer auf. Eine Zuchtwertschätzung für GN steht bereit.

Ein wesentlicher Bestandteil der Zusammenkunft der Ländervertreter ist der Praxisteil. Die Teilnehmer mussten sechs Kühe über die Onlineanwendung für FleckScore bewerten. Der Betrieb Polnohospodarske (250 Fleckviehkühe) ermöglichte dazu beste Bedingungen. Die Ergebnisse wurden anhand einer Standardvorgabe verglichen und jedem Land ausgehändigt. In einer Nachbesprechung an den Kühen wurden individuelle Abweichungen diskutiert.

2.v.li.: österreichischer Chefbewerter Ing. Gerald Pollak

Das Resümee: Die Anreise für die Teilnehmer aus neun Ländern war erfolgreich und wertvoll. Fleckvieh in Europa muss zukünftig noch weiter kooperieren. Abschließend wurde den Kollegen aus der Slowakei für die sehr gute Vorbereitung ein großes Lob ausgesprochen. Im nächsten Jahr wird Bayern das Gastgeberland sein.

internationales Bewertertreffen in der Slowakei
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am internationalen Exterieur-Meeting in der Slowakei 2019

Autor: Bernhard Luntz